spooky
Seit dem Bruch mit meiner Familie geht es mir in jedem Bereich meines Lebens besser. Ich habe endlich ein eigenes, glückliches Leben ohne permanenten Alarmzustand. Und je mehr Abstand ich zu dieser Geschichte bekomme, desto besser wird mein Leben. Ich vielen Bereichen merke ich, wie ich endlich zur Ruhe komme. Es sind Kleinigkeiten eigentlich, wie zum Beispiel die jüngste Beförderung.
Dass ich mit dem Kapitel tatsächlich abgeschlossen habe, merke ich daran, dass “Familie” tatsächlich so gar keine Rolle mehr spielt. Ich bin endlich frei und zucke beispielsweise nicht mehr bei jedem Telefonklingeln zusammen.
Heute Nacht habe ich von meinem Onkel geträumt. Der Kontakt brach ab, als ich noch ein Kleinkind war und erst vor ein paar Jahren sahen wir uns unregelmäßig bei irgend welchen Familientreffen. Er war ein unbedeutender Fremder für mich, selbst, als mir noch gar nicht bewusst war, wie sehr Familie belasten kann. Er war einfach egal. Jedenfalls träumte ich heute Nacht von ihm, nichts Spektakuläres oder Schlimmes, aber als ich aufwachte, wusste ich, dass er tot ist. Und die Nachricht gerade eben auf dem AB hat mein Wissen bestätigt.
Nun beschäftigt mich schlicht die Frage, ob das so ein Blutistdickeralswasserding ist, was doch eigentlich wenigstens Sympathie oder auch Verbundenheit voraussetzen müsste, oder schlicht ein Ichbinmehrhexealsichdachteding. Etwas, das annähernd an Trauer oder wenigstens Betroffenheit heranreichen würde, fühle ich jedenfalls nicht. Ich kann keine Gefühle für praktisch Fremde empfinden (und das nicht mehr heucheln zu müssen ist ein weiterer entlastender Faktor).