Mein Leben als Becky Bloomwood II
Der Waschbär und ich ernähren uns zu ungesund. Klar, wir essen kein Fleisch [also, er nur im Notfall. Wenn er krank war/ist. Oder wenn jemand fränkische Bratwürste neben ihm abstellt.]. Das führt dazu, dass wir verglichen mit den meisten mehr Gemüse essen. Einmal am Tag. Wenn nicht, wie bei vielen, einfach mal Faulheit dazu kommt und man sich doch eine Pizza in den Ofen haut.
Also, so richtig, richtig gesund ernähren ist definitiv was Anderes. Obst zum Beispiel ess ich ganz selten. Und Salat ist so gar nicht meins. Kann man mal dazu haben und dann auch nur mit einer wirklich guten Vinaigrette, muss man aber nicht.
Was also könnte besser für uns sein, als grüne Smoothies? Einfach eine Spitzenidee. Alles Gesunde kleinhäckseln und trinken. Quasi das beste für den Körper in fünf Minuten! Uns stünde fortan ein Leben in Gesundheit und Fitness bevor. Und weil unser innerer Öko endlich befreit werden würde, würden auch Kaffee und Zigaretten bald der Vergangenheit angehören.
Und weil ich kein Mensch für Halbheiten bin, habe ich gleich nach dem Geistesblitz einen Pürierstab bestellt (jeder, der unsere Winzküche kennt, weiß, dass selbst ein Pürierstab sehr viel Platz braucht. Ein Mixer würde jede Dimension sprengen.). Einen super-de-luxe Pürierstab natürlich. Der muss ja was aushalten können. Und bislang dachte ich, kleine Küchengeräte lägen unter 50 Euro. Weit gefehlt! Dreimal so teuer ist aber auch dreimal so gut. Und schließlich würde ich ja fortan täglich kiloweise Gesundes kleinhäckseln. Gleich mit dazu habe ich mir natürlich das Fachbuch bestellt. Wenn schon, dann richtig.
Und, wie immer, die Theorie klang ganz toll. Täglich würde ich abends also Smoothies zubereiten, die in – natürlich auch extra bestellte und teuer-weil-keinen-Schrott-kaufen - “Autotassen” füllen und wir könnten tagsüber nebenher gesund leben.
Gestern also saß ich mit meinem Profi-Equipment im Esszimmer und las in meinem Smoothiebuch. Irgendwie klang in der Theorie das Mixen von Obst und Salat jetzt gar nicht mal so eklig. Gurke und Melone zum Beispiel, klingt doch total frisch! Oder auch Erdbeeren und Kopfsalat war noch irgendwie annehmbar.
Leider sieht die Praxis ganz, ganz anders aus. Um nicht zu sagen, die Praxis ist zum Davonlaufen ekelhaft. Weil ja jetzt Gurken und Kopfsalat nicht wirklich die Burner sind, was Nährstoffe angeht, kommt da natürlich auch alles andere an Blattgemüse dazu. Und ich kann vieles, aber Pfirsich und Sellerie runterwürgen? So ganz mit ohne Gewürzen? Erdbeeren und Schwarzkohl? Klingt ja schon wie Folter!
Mal ganz davon abgesehen, dass ich mit einem Pürierstab arbeite. Zwar einem Ferrari-Pürierstab, aber ob der Kohlköpfe schreddert, bleibt fraglich.
Ich werde jetzt also erst einmal mein sauteures Profi-Equipment dazu nutzen, um Obst-Smoothies zu machen. Vielleicht werde ich eine ganze Woche durchhalten. Immerhin hat das Profiteil auch einen Aufsatz zum Milchaufschäumen, war also nicht so ganz nutzlos.