Waschbärdompteur

13
Mrz

Huch!

Holla, schon wieder vier Wochen seit dem letzten Post vorbei? Die Zeit rast. Ist ja aber auch kein Wunder, wenn man ständig beschäftigt ist. Mit schönen Dingen, mit Alltag, mit nervigen Dingen – Leben halt. Und da fiel das Internet irgendwie hintenüber. Wobei, dank kleiner mobiler Geräte hab ich immerhin mitbekommen, was bei euch so los ist, ich war nie ganz weg ;-)

And now for something completely different: Wo/wie kann ich einstellen, dass man einzelne Kommentarthreads abonnieren kann? Der Waschbär war darauf angesetzt und wurde in der “ich weiß es nicht, ich muss mich festbeißen”-Phase leider von einem neuem Spielzeug abgelenkt. Weil wenn man jetzt nicht nur großes HD, sondern auch 3D und Internet und Firlefanz im TV hat, ist man erst mal selig (und ist ja auch gut so).

23
Jan

Sachen gibt´s….

Äh… Äh?!

Edit: Und wieder was gelernt, die geniale Frau Spätlese erklärt mir hier ( http://gythaswelt.wordpress.com/2013/01/25/horst-kevin-das-rumold-lineal-und-das-verschlucken-von-blogadressen/#comment-1781) die Welt. Und würde ich das jetzt nicht mobil machen, wär’s hübscher, aber irgendwas ist ja immer.

 Januar 23rd, 2013  
 Dompteuse  
 Erkärt mir die Welt  
   
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04
Dez

STRESS

Vor kurzem habe ich mich wieder einmal mit einer Bekannten unterhalten. Und dabei ist mir aufgefallen, dass es manche Menschen gibt, die permanent gestresst sind. In diesem speziellen Fall weil eben zwei Kinder da sind. Und neben dem Halbtagesjob und dem Familienleben auch noch der Haushalt gemanagt werden muss.

Verstehen Sie mich nicht falsch: jeder hat das Recht, gestresst zu sein. Ab und an. Aber wenn ich mir immer und immer wieder die gleiche Leier anhören muss, nervt mich das gelinde gesagt sehr.

Die meisten von uns – sofern keine Krankheiten oder Schicksalsschläge dies verhindern – sind in der glücklichen Lage, uns unser Leben so zu gestalten, wie wir das wollen. Ich würde nie auf die Idee kommen, jemandem, der gerade über Überlastung – sei es familiär oder beruflich – klagt, zu sagen “du hast es doch so gewollt”. Nichts dämlicher als dieser Satz.

Aber da ist eben dieses Gestresstsein, das ich von den immer gleichen Menschen in der immer gleichen Weise höre. Meine Schwägerin ist seit Geburt ihres ältesten – der jetzt auch schon stolze 12 Lenze zählt – am Rande ihrer Nervenkraft. Halbtagesjob, Haushalt und ihre Erziehungsarbeit machen sie fertig. Erhöhen sie aber auch gleichzeitig über alle anderen Menschen.

Ich möchte mich mit Menschen unterhalten und mich austauschen. Ich bin kein Psychomülleimer (mehr). Und gerade bei entfernten Bekannten/Verwandten verstehe ich auch die Intention nicht so ganz. Wenn ich mal gestresst bin, erfährt das der Waschbär ganz sicher (hey, ich bin auch nur ein Mensch…). Und wenn´s ganz eine üble Phase ist, kotz ich mich auch mal bei der weltbesten Freundin aus.

Aber im Großen und Ganzen bin ich ausgesprochen zufrieden. Ich habe den weltbesten Mann von Universum. Außerordentlich begabte Knuffelkatzlinge. Die weltbeste Freundin ist in der Tat genau das. Mein Patenkind ist einfach dufte und ihre Schwester auch. Meine Freunde sind alle super, jeder auf seine Weise. Ich habe den Luxus, mir meine Zeit so einzuteilen, wie ich das will. Gut, von 8 bis 17 Uhr bin ich grundsätzlich ausgebucht, aber das spült nicht schlecht Geld in die Kasse, das ich ganz alleine dafür raushauen kann, wofür ich will. Dass ich Vollzeit arbeite, bedeutet nicht, dass mein Haushalt wie von Zauberhand erledigt ist, wenn  ich nach Hause komme. Aber ich denke immer, Socken muss jeder waschen, warum sich also darüber beklagen? Oder gar in Wettstreit treten, wie das eine Kollegin mal versucht hatte – wer von uns beiden darf tatsächlich behaupten, sie hätte Hausarbeit zu verrichten…

Würde ich richtig fett Karriere machen wollen, läge es an mir, meine Prioriäten anders zu legen und einfach zu machen. Würde ich im Kinderglück mein Heil vermuten, würde ich welche bekommen. Aber in der Tat: ich habe es so gewollt. Das heißt nicht, dass ich mich nie  beklagen darf und mich mein Job nicht auch mal ankotzt. Aber doch nicht dauernd.

Die weltbeste Freundin hat beispielsweise auch nicht immer das entspannteste Leben. So mit Säugling und Kleinkind, ich würde nach zehn Minuten durchdrehen. Und trotzdem ist sie glücklich. Es ist genau das, was sie wollte. Und wenn ihr alles über den Kopf wächst, kotzt sie sich aus und gut. Ab und an. Weil, im Großen und Ganzen ist ihr Leben genau das, was sie sich vorgestellt hat. Und ein paar Kratzer im Lack gibt es bei jedem, das darf nur nicht das Wesentliche kaputt machen.

Ich weiß nie, wie ich mit solchen Jammerern umgehen soll. Ich kenne die im Prinzip nicht wirklich und will das auch gar nicht. Ich erteile nicht gerne “gute Ratschläge”, schon nicht bei Menschen, die ich nicht kenne. Ich kann doch gar nicht beurteilen, ob die schlecht organisiert sind, hyperaktive Kinder haben oder doch nur eine Profilneurose. Und selbst wenn mir etwas zu einem Thema einfällt, ich kann das doch gar nicht beurteilen. Bei solchen Leuten fällt es mir richtig schwer, nicht das berühmte “du hast es doch so gewollt” rauszuhauen. Vielleicht tue ich es beim nächsten Mal – einfach nur um zu sehen, was dann passiert.

08
Okt

Mein innerer Monk

Mal angenommen, der jährliche Schornsteinfegerbesuch steht an. Und weil der Schornsteinfeger zur Abgasuntersuchung – selbstverständlich mit vollem Ornat – in die Badewanne steigen muss, um an die Therme zu kommen – da ist es doch ganz normal, dass man sein Badezimmer auf Hochglanz putzt, oder? Also vorher. Damit es sauber ist, wenn der kommt. Ganz normal, oder?

 Oktober 8th, 2012  
 Dompteuse  
 Am Rande des Blödsinns, Erkärt mir die Welt, Häuschen  
   
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05
Sep

#609060

Frau Journelle hat vor einiger Zeit festgestellt, dass sich Mode meistens nicht an “normalen” Menschen orientiert, sondern an den Models, die sie vorführen.  Ich denke mal, jede/r gelangt beim Kleiderkauf mehr oder weniger regelmäßig an seine/ihre nervlichen Grenzen. Was an Kate Moss umwerfend aussieht, sieht an jeder, die ein bisschen Fleisch am Leib hat, gleich unmöglich aus.

Genormte Jeans passen eben nicht an – glücklicherweise – ungenormte Körper. Mein Waschbär ist 2 Meter groß und dünn. Unmöglich, für ihn eine Hose zu kaufen. Entweder, Männer haben klein und dünn oder groß und dick zu sein. Wir wissen das und wissen, welche Marke passt und gehen nur noch sehr selten Experimente ein. Ich habe eine schmale Taille, aber einfach einen Hintern. Da findet man auch sehr selten Hosen, die passen. Der Horror der Kleiderindustrie, durch die jede/r durch muss, der/die sich Maßkleidung nicht leisten kann. Irgendwann findet man etwas, das passt und einem auch gefällt.

Frau Journelle postete, ähnlich wie Frau Mutti schon seit Jahren, ein Foto von sich. Ein “ich bin ein stinknormaler Mensch”-Foto. Und trat damit eine Lawine los. Unter dem Hashtag #609060 “outeten” sich immer mehr vermeintlich stinknormale Menschen ebenfalls mit Foto. Zu keiner Zeit erging der Aufruf, normale Menschen mögen doch bitte Fotos von sich posten. Geschweige denn, dass jemand “normal” durch eine Kleidergröße definiert hätte. Wahrscheinlich war es einfach so, dass viele davon begeistert waren, “echte” Menschen zu sehen und nicht nur immer halbverhungerte Teenager.

Der Mensch ist schon seltsam. Ich bin täglich von Dutzenden Menschen umgeben, aber wenn es um Menschen und Körperformen geht, fallen mir auch immer nur die Models in den Zeitschriften ein. Nun weiß man ja, dass das ein sehr, sehr geringer Prozentsatz der Menschheit ist. Und wenn sich jemand von Wattebäuschchen, O-Saft und Koks ernähren will, nur zu. Die wenigsten dieser ganz eigenen Spezies sieht in meinen Augen beneidenswert aus. Frau Beckham beispielsweise erscheint mir eher weniger viel Spaß am Leben zu haben. Vielleicht ist es meine 2.0-Weltsicht, vielleicht auch das weniger Alltägliche, aber Blogger-, Twitterer- oder Instagram-Fotos von “normalen” Menschen erreichen mich eher, als ein Blick auf meine Freunde, Bekannten oder Kollegen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich in unmittelbarem Kontakt mit Menschen auf vieles achte, aber nicht auf den Körper, wie ich es bei einem Foto zwangsläufig tue?

Nun hat diese in meinen Augen eigentlich sehr schöne Aktion eher unschöne Züge angenommen. Die Leute, die Fotos posten, sind auch wieder eine bestimmte Gruppe. Es hat sich gezeigt, dass hauptsächlich Leute da mitmachen, die unter Kleidergröße 44 bleiben. Und während ich noch darüber nachdenke, warum das wohl so ist und dass es doch ganz erstaunlich ist, wie oft sich jemand von neutralen Dingen oder Aussagen tatsächlich angegriffen fühlt. Ich meine, es steht ganz speziell bei dieser “Aktion” ja jedem frei, mitzumachen. Dennoch postet nur ein Teil seine Fotos und andere fühlen sich dadurch angegriffen. So dachte ich jedenfalls.

Bis ich bei Frau Gröner darauf gestoßen wurde, dass diese Angriffe ganz real sind. Dass es tatsächlich Menschen gibt, die nichts besseres zu tun haben, als andere zu bashen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie einfach nur absolut sympathisch rüberkommt – wie auch schon durch ihre Schreibe – ein Foto von sich zu posten heißt ja nicht, man ist total durchgeknallter Masochist und würde gerne von wildfremden beschimpft werden.

Es gibt in meinen Augen zweierlei Dicke. Die, die mir die Medien, ach, sagen wir doch wie es ist: der Menschenzoo RTL, so zeigen und die “da draußen”. Eine sehr gute Bekannte von mir trägt Kleidergröße 48/50. Das ist aber das letzte, das einem bei einer dermaßen gutgelaunten Powerfrau auffällt. Sie ist sehr gepflegt und hat ein Händchen für Mode, für das ich töten würde. Und ganz am Rande: sie verdient nicht wirklich viel, Designklamotten sind das nicht. Und das ist es, das einen “normalen” Menschen in meinen Augen normal sein lässt. Sich pflegen und mit einem Realitätssinn gesegnet sein, der nichts mit falsch geprägten Vorbildern zu tun hat. Im String-Bikini oder in Radlerhosen würde man die Frau nie sehen. Wie übrigens keinen, den ich kenne.

Normalität ist irgendwie ein gewisser Sinn für Realität, was an zaundünnen Teenagern gut aussieht, sieht an einer Frau einfach furchtbar aus, völlig unabhängig von der Kleidergröße. Mein Büro ist im Erdgeschoss und der Platz davor wird von April bis Oktober von vielen Touristen frequentiert. Was man da sieht, grenzt oft an optische Körperverletzung. Ultrabehaarte Männer in kurzen Schlabbershorts und Muscleshirt. Uralte Damen mit blenden weißen, von Krampfadern dick wie Fleischwürste durchzogenen Beinen in kurzen Röckchen. Selbstgefilzte Ökos mit wallendem Achselhaar und biochemischem Kampfwaffen-Körperduft. Für mich ein eindeutiger Fall von mangelnder Selbstwahrnehmung. Alle waren schlank. Keiner sah gut aus. Oder überhaupt so, als würde man ihn/sie gerne anschauen. Ich bin froh, wenn ich sie nicht mehr sehen muss und schüttle eben den Kopf, Fall erledigt. Weil: mich zwingt keiner, so rumzulaufen. Und jede/r soll leben, wie es ihm/ihr gefällt.

Bitte, hört nicht mit #609060 auf. Einfach deshalb, weil es viel mehr solcher Aktionen geben müsste. Nicht wie in der Brigitte, in der normale Frauen nicht nur superdünn und sehr, sehr gutaussehend waren, sondern mein Selbstbewusstsein noch zusätzlich dadurch in die Tonne getreten wurde, dass sie darüber hinaus noch sehr, sehr erfolgreiche Businessladies mit zig Hobbies, riesigem Freundeskreis und selbstverständlich zwei bis drei Musterkindern waren. Dafür eben zwanzig Jahre älter als die üblichen Models.

 September 5th, 2012  
 Dompteuse  
 Erkärt mir die Welt  
   
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30
Aug

Neue Medien und ich

Gestern habe ich ja ein neues Spielzeug bekommen. Und wieder einmal festgestellt, wie paranoid ich tatsächlich bin.

Android ist super. Weil aus rein subjektivem Empfinden ist Apple böse. Nun schlagen Sie mich bitte nicht und vor allem, bitte keine Überzeugungsversuche. Technik interessiert mich eigentlich nicht die Bohne. Es ist ein wirklich schlimmes Schicksal, das den Waschbären in Gestalt seiner ihn liebenden Gattin gestraft hat, weil er kann sich stundenlang über Technisches begeistern/echauffieren. An meiner Formulierung können Sie eventuell ablesen, dass ich automatisch, sobald die Rede auf irgend etwas, das mit mehr als Optik bei technischen Geräten zu tun hat, kommt, einen kleinen, beckenschlagenden Affen im Hirn habe wie weiland der gute Homer Simpson.

Nun gibt es in meiner unmittelbaren Umgebung Menschen, die tragischerweise ganz ohne Rückgrat zur Welt kamen und ihre umfangreichen sozialen und intellektuellen Defizite mit dem vermeintlich Neuesten und Tollsten kompensieren. Beispiel aus Welt 1.0: Bionade war total hip, cool und angesagt. Und ich fand, sie schmeckt wie eine ausgekochte Socke und ist in etwa so gesund, wie eine Cola. Fall erledigt. Diese speziellen Menschen schütteten das Zeug demonstrativ in sich hinein und schauten auf alle Wassertrinker herab. Bis sich die Sache durch Verkauf von alleine erledigte, weil jetzt ist es Kommerz. Und ganz genauso, wie sie Limonaden nicht wegen des Geschmacks, sondern wegen des Images trinken, benutzen sie technische Geräte. Das Iphone halten sie immer demonstrativ in der Hand, aber tatsächlich benutzen habe ich das noch nie jemanden gesehen. Ich versuche immer noch herauszufinden, wer diese Trends setzt. Gibt es die Spex auch für Lifestyle? Muss ich die Blöd lesen??

Jedenfalls habe ich meine eigene, ganz persönliche Gänseblümchenweltanschauung, was für mich passt und was nicht. Apple ist doof. Also ist Android gut. Doof wiederum ist aber, dass Android mit Google gleichzusetzen ist. Und das führt jetzt zu meiner galoppierenden Paranoia gepaart mit technischer Ignoranz. Das Internet ist böse und voll fieser Fallen, denn

  1. Wenn du´s ins Internet schreibst, steht es da drin. Für alle. Für immer.
  2. “Alle” meint tatsächlich alle. Also den Stalker von nebenan, den irren Killer von ums Eck, den Sparkassenmensch, den Arbeitgeber oder irgend eine x-beliebige Firma.
  3. Wenn du´s ins Internet schreibst, macht jeder damit, was er will. Der eine erkennt eine Kriegserklärung, der andere fühlt sich unterhalten und wieder jemand anderes erkennt ungeahntes Kundenpotenzial.

So, und jetzt wird hier hoffentlich das daraus, das ich eigentlich sagen wollte: ich habe keine Ahnung, wer gut und wer böse ist und will das eigentlich auch gar nicht beurteilen. Ich “weiß”, dass Facebook böse ist und Google die Guten. Aber: aufgrund meiner Technikignoranz “weiß” ich das durch Hörensagen. Und auf meinem Gänseblümchenlevel sieht die Welt so aus: schreib´s nicht ins Internet und nichts passiert. Und damit meine ich: scheißegal, welche Plattform, welcher Dienst oder welches Forum. Keine Daten – kein Missbrauch.

Facebook ist so ein Ding. Erstens steht da nix in meinem Profil, das nicht wirklich jeder wissen kann. Zweitens ist das so abgeriegelt, das mich kaum jemand findet (ich weiß, führt das ganze ad absurdum, aber naja). Und im Grunde muss ich das nicht wirklich haben. Es ist einfach nett, wenn ich Fotos vom Patenkind im Zoo gleich anschauen kann. Oder wie die weltbeste Freundin nach ihrem Fallschirmsprung gestrahlt hat. Die Welt geht für mich nicht unter ohne Facebook.

Aber Google macht mir wirklich Kopfschmerzen. Erstens: die wissen, nach was ich so google! Perfekter geht ein Profil ja sch0n mal nicht. Ohne Google-Profil bei vielen Blogger-Blogs keinen Kommentar. Und natürlich (?) werden meine Mails “nur” von Bots durchsucht, um personalisierte Werbung anzuzeigen. Aber flau wird mir schon dabei, wenn ich eine Kondolenzmail wegen einer gestorbenen Katze schreibe und mir dann im Mailprogramm ein Tierkrematorium empfohlen wird. Sicher, es gibt ganz schicke Apps, die quasi die Herrschaft über mein Smartphone oder Tablet einfordern. Aber um die zu bezahlen füttere ich mein Profil zusätzlich noch mit Bankdaten. Ehrlich das ist gruselig.

Ich befürchte beinahe, den ganzen Spaß, den der Waschbär mit seinen Spielzeugen hat, werde ich aus Paranoia so nie haben. Ich muss erst das Netbook hervorkramen, um tatsächlich entspannt zu surfen.

21
Jun

?

Wie immer, wenn ich Nachrichten schaue, bin ich hinterher verwirrt, anstatt aufgeklärt zu sein. Die heutige Tagesschau wird mich wegen zwei Fragen um den Nachtschlaf bringen, da bin ich mir sicher.

1.: Kurz vor Start der EM trat eine bekannte Ukrainerin in den Hungerstreik, um auf die im Lande gültigen Menschenrechte aufmerksam zu machen. Jedenfalls nehmen wir das zu ihren Gunsten einfach mal an. Und egal wie kontrovers man das Thema durchdiskutieren kann, Fakt ist: Menschenrechte und Ukraine sind nicht das Selbe. Genauso wenig wie in China (Olympia) und Aserbaidschan (ESC). Und immer wieder hört man im Vorfeld des Ereignisses “Es geht hier nicht um Politik, es geht um Kultur/Sport.”. Jedenfalls wenn das jeweilige Medium gnädig gestimmt ist und dem Zuschauer ein kleines bisschen Restintelligenz unterstellt. Im wirklich üblen Fall hört man dann eventuell nämlich Dümmlichkeiten à la “Diese Veranstaltung richtet den Fokus auf <beliebiges Land> und das führt dann dazu, dass die sich öffnen müssen und sich ganz gewaltig etwas ändert.”

Seit letzter Woche herrscht Konsens, egal wo die Rede auf das nächste Spiel der deutschen Mannschaft kommt: “Das ist nicht nur ein Spiel, das ist ein Politikum. Das macht es so spannend.”

Diese plötzliche Politisierung liegt jetzt genau woran? Menschenrechte sind vernachlässigbarer Firlefanz für Warmduscher, Teebeutelkuschler und Selbstgefilzte. Erst, wenn es ans Existentielle – Geld – geht, hört der Spaß auf? Oder ist am Ende Fußball doch öde und man muss künstlich Spannung erzeugen?

2.: Dass Politiker gelegentlich ein wenig weltfremd sind, weiß man. Aber liegt das an der Zeit momentan, sprich, ist irgend eine abstruse Planetenkonstellation oder grundsätzlich an der Besetzung der Ämter? Der eine sortiert das Flensburger Punktesystem ganz neu durch. Macht keinen Sinn, hat auch keinen, aber man hat Aktionismus vorgetäuscht impliziert. Die andere bezahlt Menschen dafür, dass sie staatliche Leistungen nicht in Anspruch nehmen. [Btw: wo stelle ich meinen Antrag? Ich benutze die Autobahn nicht.] An Irrwitz kaum zu überbieten.

Und die Dritte hat jetzt den Stein der Weisen entdeckt: Burn Out kommt davon, dass das Handy abends an ist. Am Handy?! Und ich Blödmann dachte jahrelang, Billiglöhne, Zeitarbeit, Arbeitsbedingungen und/oder amoklaufende Personalchefs seien daran wesentlich Schuld. [Oder vielleicht auch Politiker, die mit dem ach so sauer angesparten, heiligen Steuergeld lieber coole Banker retten als uncoole "Schleckerfrauen". Und so hübsch passend an dieser Stelle: Marx auf der Kreditkarte.]

Ich erwarte von Politikern im Grunde nichts (Produktives). Aber wenigstens den Ball flach halten und einfach mal die Schnauze halten würde ich für die ganzen Diäten dann doch erwarten. Spart mir Nerven.

 Juni 21st, 2012  
 Dompteuse  
 Erkärt mir die Welt, Ich glotz TV  
   
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31
Mai

Finde den Fehler

 ”Gleichberechtigung ist ein sehr wichtiges Thema bei uns. Aber ich mache mir da keine Sorgen, meine Mädchen wachsen in dem Wissen auf, dass sie besser als jeder Junge sind.”

Tja, so bekommt man Weisheiten mit, die im Winter bei geschlossenen Bürofenstern für immer aus gutem Grunde ein Geheimnis geblieben wären…

 

 

 Mai 31st, 2012  
 Dompteuse  
 Erkärt mir die Welt  
   
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22
Mai

Makaber

Fällt das nur mir auf, oder ist es ein ganz klein wenig makaber, ausgerechnet staying alive den ganzen Tag zu dudeln, weil Robin Gibb gestorben ist?

Edit: Frau Walküre beweist, es geht auch anders. Und ich habe mir jetzt den Ohrwurm des Tages verpasst.

 Mai 22nd, 2012  
 Dompteuse  
 Am Rande des Blödsinns, Erkärt mir die Welt  
   
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22
Mrz

Weißglut

Den Tod von Kindern billigend in Kauf zu nehmen, ist die Bankrotterklärung jeder Gesellschaft.

Egal, ob es schwarze, weiße, grüne Kinder sind. Egal, ob sie abends Jehova, Allah oder Vishnu bitten, auf Mama und Papa aufzupassen. Egal, ob man Kinder als Soldaten “ausbildet”, als Selbstmordattentäter losschickt, als Kollateralschaden bei Kämpfen tötet oder als Vertreter ihrer Religion instrumentalisiert – Kinder in von Machtanspruch, Gier und/oder schlichter Ignoranz verursachten Konflikten zu schädigen oder gar zu töten führt jede noch so gut ausformulierte Begründung oder vermeintlichen moralischen Anspruch ad absurdum. Wer den Tod von Kindern billigend in Kauf nimmt, ist monströs, bar jeglicher Gefühlsregung und schlicht und ergreifend zutiefst böse.

Frau Ashton hielt eine Rede. Diese Rede stieß weltweit auf Empörung. Es macht mich atemlos vor Wut, wenn dieser menschliche Reflex, alle Kinder, denen Unrecht und Gewalt widerfährt, zu bedauern und eine Welt, auf der so etwas an der Tagesordnung ist, anzuklagen, ganz allgemeingültig als antisemitischer Reflex gebranntmarkt wird.

Diese Wut übrigens ausgelöst hat der Tagesschau Korrespondent, der mir gestern Abend den Grund für die israelische Empörung genau erklärt hat:

Er [der israelische Verteidigungsminister] verwahrt sich gegen einen Vergleich im Kampf getöteter palästinensicher Kinder mit ermordeten jüdischen Kindern.

Nein. Es macht keinen Unterschied, wo und unter welchen Umständen ein Kind getötet wird. Jedes getötete Kind hat es verdient, betrauert zu werden. Jedes getötete Kind sollte einen weltweiten Aufschrei an Wut und Empörung auslösen.

 März 22nd, 2012  
 Dompteuse  
 Erkärt mir die Welt  
   
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