Waschbärdompteur

Jan
08

Pädagogik für Runaways

Wenn der Waschbär sagt, dass er Hosen braucht, bricht mir der kalte Angstschweiß aus. Hosen für einen großen, dünnen Mann sind seltener, als Maiglöckchen im Winter. Klein und dünn gibt es. Groß und fett auch. Aber Waschbärgrößen?

Heute hatten wir allerdings vermeintlich Glück, gleich der erste Ständer war voller Jeans in der richtigen Größe. Wir mussten also erst noch das Anprobieren hinter uns bringen. Damit mir nicht langweilig wurde, setzte sich eine Mutter mit einem hysterisch kreischenden Verhütungsmittel Kind neben mich. Prinzessinnenkostüme gleich neben der Herrenumkleide machen schon Sinn.

Mir fielen spontan diverse Möglichkeiten ein, die Nervensäge abzuschalten das Kind zu beruhigen oder abzulenken. Aber ich bin ja eine Unwissende auf dem Gebiet der Kindererziehung. Der Vater der Kleinen öffnete den Vorhang der Kabine und reagierte dermaßen souverän und pädagogisch wertvoll, dass ich immer noch in Ehrfurcht erstarrt bin:

“Wenn du nicht sofort still bist, gehe ich mit dir zum Arzt. Und der gibt dir dann eine Riesenspritze und das tut ganz arg weh. Sei also sofort still, sonst gehen wir gleich jetzt zum Arzt!”

 Januar 8th, 2011  
 Dompteuse  
 Erkärt mir die Welt, Kaufrausch  
   
 6 Comments

6 Responses to Pädagogik für Runaways

  1. Ich krieg Zustände, wenn ich sowas lese (oder in der Öffentlichkeit mitbekomme, wobei ich mittlerweile nimmer sicher bin, ob ich mich verbal zurückhalten würde). Die Idee des Elternführerscheines halte ich für gut, ich würde aber tatsächlich für ein Unterrichtsfach “Familie” (oder ähnlich) plädieren, im Zug dessen vielleicht auch persönliche diesbezügliche Probleme der Jugendlichen erkannt werden könnten. Der Staat muss sich für meine Begriffe nicht aus der Familie heraushalten, wenn immer mehr Eltern nicht die Kompetenz besitzen, mit Herz und Verstand ihre Kinder großzuziehen.

    • Ich war dermaßen baff, ich habe kein Wort mehr herausgebracht. Wäre aber wahrscheinlich eh an den beiden abgeprallt.

      Die Idee ist in der Tat die beste. Die Schule soll ja auch aufs Leben vorbereiten. Und wenigstens ein Fach mit ein wenig Sinn sollte unter den ganzen neu gegründeten Fächern dabei sein, das tatsächlich Lebensbezug hat. Ich denke, davon würden alle profitieren, es ist heutzutage ja auch sehr selten, dass Kinder Geschwister haben und so überhaupt etwas über Erziehung und Kinderpflege mitbekommen.

  2. Also da frage ich mich ganz im Ernst, ob eine Ohrfeige da nicht sogar
    weniger nachhaltige Schäden angerichtet hätte.
    Mit welchem Ärzte-Bild die Kleine mal groß wird und wie sie sich dann
    als Erwachsene bei eigentlich notwendigen Arztkonsultationen verhalten wird,
    erfordert nicht mal ein Minimum an Vorstellungskraft.

    • Ja, ganz meiner Meinung. Ich bin selten sprachlos, aber das hat mich nachhaltig verblüfft. Und die Mama fand das auch noch witzig. Beweist sich einmal mehr, nicht die Kinder sind das Problem, sondern die Eltern. Ein Führerschein für Eltern wäre wirklich eine gute Idee.

      • Ein Führerschein für werden-wollende Eltern??

        So wünschenswert das aussieht – wenn das kommt, gibt es in achtzig Jahren 16 deutsche Bundesländer (populationsleer,
        gut erhalten) an interessierte Nachbarstaaten abzugeben.

        • So witzig das auf den ersten Blick klingt, ich fürchte, du hast vollkommen Recht. Wobei mir persönlich das dann auch egal wäre…

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