Waschbärdompteur

Sep
04

Meilensteine

Der Weg aus dem Burn Out ist ein sehr langer. Und erfordert unfassbar viel Geduld. Man kriegt das ja schon länger vorher mit, diesen  Tanz am Rande der eigenen Möglichkeiten. Beißt aber die Zähne zusammen und funktioniert. So lange, bis gar nichts mehr funktioniert. So lange, bis der Körper den Not-Stopp zieht. Der Blutdruck ist plötzlich viel zu hoch, das Herz macht Beschwerden, der Kreislauf spinnt und vieles mehr. Anstatt dass es besser wird, zieht die Psyche nach und man lernt Angst und Panik hautnah kennen. Kein Wochenende mehr, vor dem man nicht angst hätte, weil die Anspannung sekündlich mehr wird und man letztendlich Sonntagnachts um halb vier angespannt wie sonstwas im Bett liegt und auf das Weckerklingeln wartet.

Für Außenstehende ist diese “Krankheit” schwer fassbar, weil die Hölle, die in einem tobt, nach Außen nicht sichtbar wird. Ich war – Gott sei Dank – jeden Tag arbeiten. Das war aber auch das einzige, das mehr schlecht als recht funktioniert hatte.

Der Weg zur Heilung dauert unendlich lang. Während des Höhe- oder besser Tiefpunktes bildet man sich ein, wenn erst mal eine Woche ohne Panik oder ohne körperliche Zusammenbrüche vorbei ist, dann ist man automatisch wieder “da”. Tatsächlich aber dauert die Sache unendlich lange. Immerhin ist der Weg zur Heilung mit Meilensteinen gepflastert. Die kriegt zwar keiner mit, weil was für einen selber ein riesiger Meilenstein ist, ist für jeden anderen poplig und nicht der Rede wert. Ich meine, großes Freudenfest, weil man eine ganze Tasse Kaffee trinken konnte, ohne einen Notarzt zu brauchen? Freudentränen, weil man in einem leeren Supermarkt einkaufen war? Party, weil Wetterumschwung ohne Arbeitsunfähigkeit? Wer nicht weiß, wie sich ein Burn Out von Innen drin anfühlt, kann diese Meilensteine nicht nachvollziehen.

Der letzte Punkt auf meiner Agenda “ich habe wieder ein Leben” hieß in den letzten Wochen Riesen-Shopping-Center. Ich weiß nicht warum, alles andere klappte ja, aber ich hatte davor noch einen Riesenhorror. Heute war es soweit, ich dachte, entweder ich schaff das jetzt oder ich vergrabe mich eben für den Rest meines Lebens daheim.

Und was soll ich sagen? Shoppen ist geil! War es schon immer und wird es immer bleiben! Somit kann ich also den finalen Meilenstein feiern und ihn mit Ihnen teilen. Sie können sich ja schlecht wehren.

Ich bin zwar nicht unbedingt Westernhagen-Fan, aber ich habe das ständig im Kopf gerade:

Westernhagen – Wieder hier 1998

 September 4th, 2010  
 Dompteuse  
 Kaufrausch, Leben mit dem Waschbär  
   
 10 Comments

10 Responses to Meilensteine

  1. Hallo.
    Ich mochte mit Ihrer Website http://www.waschbaerdompteur.de Links tauschen

    • ich bin nicht für Linktausch zu haben. Da bräuchte es schon echt einige wirklich passende Faktoren, weil ich, zumindest hier im Blog, überhaupt keinen Anlass zum Linktauschen finde. Das ist ein absolut privates Blog, voll mit Alltäglichem und Nichtigkeiten. Es soll Spaß machen, hier zu lesen. Ich setze gerne selber eigene freiwillige Links, dorthin, wo ich es für sinnvoll halte, aus eigenem Antrieb, ohne verpflichtende Tauschvorschläge von Außen.

  2. wow. das ist mal ein text – herzlichste glückwünsche zu dem ganzen meilengestein!!

  3. ICH BIN SOOOOOOOOOOO STOLZ AUF DICH!!!

    HDL

  4. Glückwunsch und gute Besserung weiterhin!
    Und PS: Ich möchte niemals rausfinden müssen, wie sich ein Burn Out von innen anfühlt…

    • Dankeschön, das ist lieb. Kann ich verstehen, dass man das nicht wirklich braucht. Aber so blöd sich das anhört, ich bin eigentlich ganz froh. Ich hätte nie so radikal mein Leben umgestellt und vor allem verbessert, wenn es mich nicht so gewaltig “aus der Kurve gehauen” hätte.

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