Waschbärdompteur

Jul
13

Kommunikationsstopp?

Die Adoleszenz ist ja gemeinhin nicht unbedingt der schönste Lebensabschnitt. Jedenfalls für das erwachsene Umfeld. Die Flodder-Kinder sind ja eifrig dabei, Hormone im Überschuss zu produzieren. Ich bin mittlerweile auf dem neuesten Stand der Klingelton-Charts, manchmal kann ich Schiedsrichter beim Wettrülpsen sein und letztens wurde ich Zeuge, wie die Blagen Nase-ganz-weit-hochziehen-und-tief-aus-dem-Rachen-ausspucken geübt haben. Leider ist es ja in hysterischen historischen Altstädten so, dass Häuschen an Häuschen klebt und ich im Sommer bei geöffneten Fenstern quasi auf deren Balkon sitze.

Meistens versuche ich, so gut es geht, die Flodders zu ignorieren und mich auf meine Bücher zu konzentrieren. Ist nicht immer einfach, aber es geht. Vor kurzem schreckte ich allerdings hoch, als Flodder-Mum ihren Sohn angekeift hat. Ihre Stimme im Ultrasonarbereich trägt erschreckend weit. Sie hätte Theaterschauspielerin werden sollen. “Ich schalte das Internet ab!” Schock! Kein Internet mehr? Kein Blog? Kein Gesichtsbuch? Kein Gezwitscher? Ich sah mich schon eine Telefon-Flatrate abschließen, gar bei Kerzenlicht Briefe schreiben! Wie kam es zu so einer erschreckenden Drohung? Flodder-Boy hat sich mit seiner Schwester mitten im örtlichen Biergarten eine astreine Schlägerei geliefert und ist dabei sogar vor lautstarken Morddrohungen nicht zurückgeschreckt.

Am Rande ihrer erzieherischen Möglichkeiten griff sie also zu dieser Drohung. Ich war erst mal beruhigt. Vielleicht würde dem Junior ja eine Erwiderung einfallen, die sich von ihrem grausamen Plan abbringen würde?

Er jammerte, dass er ein armer unterdrückter sei und Flodder-Girl das bevorzugte Kind im Clan sei. Und dass er diese “Wannabe-Bitch” (wieder ein neues Wort gelernt!) stoppen müsse, weil es sonst ja niemand täte. Das ging dann eine ganze Weile so hin und her. Eine Lösung gab es keine. Selbst die ultimative Waffe ihrerseits, ein unendlich müder, enttäuschter Tonfall (ich arme, keiner unterstützt mich, ich bin so alleine) half nicht.

Quintessenz dieser öffentlichen Darbietung: Eine Stunde Internet (“Was?! Vergiss es!”). Dann Hausaufgaben und dann dürfen sie wieder rein. Und ich war zutiefst verwirrt. Ein Dialog war das keiner. Aber irgendwie schien es, als wäre jetzt alles wieder gut. Sind vielleicht wieder Dinge, die nur Mütter verstehen?

Ich kann wirklich nicht behaupten, hier würde nichts geboten. Ich bin mir nur noch nicht sicher, ob das jetzt die Supernanny war oder doch Bauerntheater. Liegt vielleicht auch daran, dass ich beides noch nicht gesehen habe.

 Juli 13th, 2010  
 Dompteuse  
 Flodders  
   
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