Waschbärdompteur

14
Feb

So fängt´s an

In letzter Zeit erwische ich mich immer öfter dabei, wie ich das Fenster aufreißen will und die Nachbarsbrut ankeifen, sie sollen still sein, es gebe auch noch andere Menschen und manche würden abends ihre Ruhe wollen.

Bis mir dann einfällt, dass ich noch keine 90 bin. Und dass es meistens noch nicht einmal 22 Uhr ist.

Und das wirklich Seltsame dabei ist, die Jungs und Mädels unterhalten sich. Sie starten nicht ihre frisierten Mofas. Sie lassen nicht den Motor laufen. Sie hören nicht mal Musik.

 Februar 14th, 2012  
 Dompteuse  
 Am Rande des Blödsinns, Dorfleben, Flodders  
   
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07
Aug

Wochenende

Gestern habe ich mir mal wieder einen Mädelstag gegönnt. Leider ist das tollste Patenkind von Welt kaputt. Es kriegt Backenzähne und das ist mal richtig übel. Immerhin konnte sie ein bisschen schlafen, was der weltbesten Freundin und mir zu jede Menge Klatsch, Cappuccino und Schokokeksen verhalf.

Da der Waschbär ja momentan 24/7 Hotelmanager ist, habe ich jede Menge Freizeit. Im Moment ist das Häuschen klinisch sauber, ich bin ganzköpergepeelt, eingecremt und gekurt. Außerdem habe ich Dauertelefonate mit der ganzen Bekanntschaft hinter mir und für morgen Klatschverabredung mit den beiden Lieblingsfreunden.

Im Moment weiß ich nicht so recht, wohin mit mir. Da träumt man ewig von einem ganz freien Tag mit jede Menge Leerlauf und dann ist das auch doof. Zum Lesen bin ich zu hibbelig und TV geht gar nicht. Ich habe gestern festgestellt, dass ich kein Breitbild in superscharf brauche. Die Nachrichten sind ja ansich schon grauslig, aber in SO deutlich?

Geld ausgeben geht auch nicht. Die weltbeste Freundin und die Lieblingskollegin haben mich weichgekocht, also habe ich für Sommer gesorgt. Allerdings reißt dieses Schuhebestellen große Löcher in die Kasse. Da es aber wieder wie am Schnürchen geklappt hat, werde ich dies zukünftig als Service anbieten und so jede Menge Kohle verdienen. Ich bestelle die Schuhe ja nicht aus Jux und Dollerei, sondern einzig aus Dienst an der sommerliebenden Menschheit!

13
Jul

Kommunikationsstopp?

Die Adoleszenz ist ja gemeinhin nicht unbedingt der schönste Lebensabschnitt. Jedenfalls für das erwachsene Umfeld. Die Flodder-Kinder sind ja eifrig dabei, Hormone im Überschuss zu produzieren. Ich bin mittlerweile auf dem neuesten Stand der Klingelton-Charts, manchmal kann ich Schiedsrichter beim Wettrülpsen sein und letztens wurde ich Zeuge, wie die Blagen Nase-ganz-weit-hochziehen-und-tief-aus-dem-Rachen-ausspucken geübt haben. Leider ist es ja in hysterischen historischen Altstädten so, dass Häuschen an Häuschen klebt und ich im Sommer bei geöffneten Fenstern quasi auf deren Balkon sitze.

Meistens versuche ich, so gut es geht, die Flodders zu ignorieren und mich auf meine Bücher zu konzentrieren. Ist nicht immer einfach, aber es geht. Vor kurzem schreckte ich allerdings hoch, als Flodder-Mum ihren Sohn angekeift hat. Ihre Stimme im Ultrasonarbereich trägt erschreckend weit. Sie hätte Theaterschauspielerin werden sollen. “Ich schalte das Internet ab!” Schock! Kein Internet mehr? Kein Blog? Kein Gesichtsbuch? Kein Gezwitscher? Ich sah mich schon eine Telefon-Flatrate abschließen, gar bei Kerzenlicht Briefe schreiben! Wie kam es zu so einer erschreckenden Drohung? Flodder-Boy hat sich mit seiner Schwester mitten im örtlichen Biergarten eine astreine Schlägerei geliefert und ist dabei sogar vor lautstarken Morddrohungen nicht zurückgeschreckt.

Am Rande ihrer erzieherischen Möglichkeiten griff sie also zu dieser Drohung. Ich war erst mal beruhigt. Vielleicht würde dem Junior ja eine Erwiderung einfallen, die sich von ihrem grausamen Plan abbringen würde?

Er jammerte, dass er ein armer unterdrückter sei und Flodder-Girl das bevorzugte Kind im Clan sei. Und dass er diese “Wannabe-Bitch” (wieder ein neues Wort gelernt!) stoppen müsse, weil es sonst ja niemand täte. Das ging dann eine ganze Weile so hin und her. Eine Lösung gab es keine. Selbst die ultimative Waffe ihrerseits, ein unendlich müder, enttäuschter Tonfall (ich arme, keiner unterstützt mich, ich bin so alleine) half nicht.

Quintessenz dieser öffentlichen Darbietung: Eine Stunde Internet (“Was?! Vergiss es!”). Dann Hausaufgaben und dann dürfen sie wieder rein. Und ich war zutiefst verwirrt. Ein Dialog war das keiner. Aber irgendwie schien es, als wäre jetzt alles wieder gut. Sind vielleicht wieder Dinge, die nur Mütter verstehen?

Ich kann wirklich nicht behaupten, hier würde nichts geboten. Ich bin mir nur noch nicht sicher, ob das jetzt die Supernanny war oder doch Bauerntheater. Liegt vielleicht auch daran, dass ich beides noch nicht gesehen habe.

 Juli 13th, 2010  
 Dompteuse  
 Flodders  
   
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