Waschbärdompteur

Aug
30

Neue Medien und ich

Gestern habe ich ja ein neues Spielzeug bekommen. Und wieder einmal festgestellt, wie paranoid ich tatsächlich bin.

Android ist super. Weil aus rein subjektivem Empfinden ist Apple böse. Nun schlagen Sie mich bitte nicht und vor allem, bitte keine Überzeugungsversuche. Technik interessiert mich eigentlich nicht die Bohne. Es ist ein wirklich schlimmes Schicksal, das den Waschbären in Gestalt seiner ihn liebenden Gattin gestraft hat, weil er kann sich stundenlang über Technisches begeistern/echauffieren. An meiner Formulierung können Sie eventuell ablesen, dass ich automatisch, sobald die Rede auf irgend etwas, das mit mehr als Optik bei technischen Geräten zu tun hat, kommt, einen kleinen, beckenschlagenden Affen im Hirn habe wie weiland der gute Homer Simpson.

Nun gibt es in meiner unmittelbaren Umgebung Menschen, die tragischerweise ganz ohne Rückgrat zur Welt kamen und ihre umfangreichen sozialen und intellektuellen Defizite mit dem vermeintlich Neuesten und Tollsten kompensieren. Beispiel aus Welt 1.0: Bionade war total hip, cool und angesagt. Und ich fand, sie schmeckt wie eine ausgekochte Socke und ist in etwa so gesund, wie eine Cola. Fall erledigt. Diese speziellen Menschen schütteten das Zeug demonstrativ in sich hinein und schauten auf alle Wassertrinker herab. Bis sich die Sache durch Verkauf von alleine erledigte, weil jetzt ist es Kommerz. Und ganz genauso, wie sie Limonaden nicht wegen des Geschmacks, sondern wegen des Images trinken, benutzen sie technische Geräte. Das Iphone halten sie immer demonstrativ in der Hand, aber tatsächlich benutzen habe ich das noch nie jemanden gesehen. Ich versuche immer noch herauszufinden, wer diese Trends setzt. Gibt es die Spex auch für Lifestyle? Muss ich die Blöd lesen??

Jedenfalls habe ich meine eigene, ganz persönliche Gänseblümchenweltanschauung, was für mich passt und was nicht. Apple ist doof. Also ist Android gut. Doof wiederum ist aber, dass Android mit Google gleichzusetzen ist. Und das führt jetzt zu meiner galoppierenden Paranoia gepaart mit technischer Ignoranz. Das Internet ist böse und voll fieser Fallen, denn

  1. Wenn du´s ins Internet schreibst, steht es da drin. Für alle. Für immer.
  2. “Alle” meint tatsächlich alle. Also den Stalker von nebenan, den irren Killer von ums Eck, den Sparkassenmensch, den Arbeitgeber oder irgend eine x-beliebige Firma.
  3. Wenn du´s ins Internet schreibst, macht jeder damit, was er will. Der eine erkennt eine Kriegserklärung, der andere fühlt sich unterhalten und wieder jemand anderes erkennt ungeahntes Kundenpotenzial.

So, und jetzt wird hier hoffentlich das daraus, das ich eigentlich sagen wollte: ich habe keine Ahnung, wer gut und wer böse ist und will das eigentlich auch gar nicht beurteilen. Ich “weiß”, dass Facebook böse ist und Google die Guten. Aber: aufgrund meiner Technikignoranz “weiß” ich das durch Hörensagen. Und auf meinem Gänseblümchenlevel sieht die Welt so aus: schreib´s nicht ins Internet und nichts passiert. Und damit meine ich: scheißegal, welche Plattform, welcher Dienst oder welches Forum. Keine Daten – kein Missbrauch.

Facebook ist so ein Ding. Erstens steht da nix in meinem Profil, das nicht wirklich jeder wissen kann. Zweitens ist das so abgeriegelt, das mich kaum jemand findet (ich weiß, führt das ganze ad absurdum, aber naja). Und im Grunde muss ich das nicht wirklich haben. Es ist einfach nett, wenn ich Fotos vom Patenkind im Zoo gleich anschauen kann. Oder wie die weltbeste Freundin nach ihrem Fallschirmsprung gestrahlt hat. Die Welt geht für mich nicht unter ohne Facebook.

Aber Google macht mir wirklich Kopfschmerzen. Erstens: die wissen, nach was ich so google! Perfekter geht ein Profil ja sch0n mal nicht. Ohne Google-Profil bei vielen Blogger-Blogs keinen Kommentar. Und natürlich (?) werden meine Mails “nur” von Bots durchsucht, um personalisierte Werbung anzuzeigen. Aber flau wird mir schon dabei, wenn ich eine Kondolenzmail wegen einer gestorbenen Katze schreibe und mir dann im Mailprogramm ein Tierkrematorium empfohlen wird. Sicher, es gibt ganz schicke Apps, die quasi die Herrschaft über mein Smartphone oder Tablet einfordern. Aber um die zu bezahlen füttere ich mein Profil zusätzlich noch mit Bankdaten. Ehrlich das ist gruselig.

Ich befürchte beinahe, den ganzen Spaß, den der Waschbär mit seinen Spielzeugen hat, werde ich aus Paranoia so nie haben. Ich muss erst das Netbook hervorkramen, um tatsächlich entspannt zu surfen.

4 Responses to Neue Medien und ich

  1. Ich biete mich mal als ehrenhafter Retter aus tiefster psychologischer Not an und nehme dieses böse Gerät gerne in Gewahrsam um Sie vor allzu vielen Selbstzweifeln zu schützen ;)

    Ja, sind alle böse im Internet. Aber PayPal weiß wann wer wie oft einen Schwangerschaftstest gekauft hat, dies in Verbindung setzen kann mit der Menge an gekauften Kondomen und bietet deshalb rechtzeitig entsprechende Werbung für Babyartikel an. Ist doch nett so ein “Service”.

    • Sehr lieb und vor allem so selbstlos :-) Ich finde dat Dingens aber schon allein wegen dem Bequemsurfen ganz toll :-)

      Also manchmal ist das Marketing im Netz wirklich gruselig. Oder der Leichtsinn mancher Menschen – wahlweise :-)

  2. Jaaaa – ein bisschen paranoid bin ich auch. Facebook mache ich gar nicht. Und auch wenn ich weiß, dass ‘die’ aufgrund meines Spielophons auch jederzeit rauskriegen können, wo ich mich befinde. Ich werde keine Girofunktion auf meinem Spielophon einrichten und bei Instagram gebe ich keine Orte ein.
    Uuuund trotzdem! Es macht halt Spaß. Ich bin quasi korrumpiert.
    Du siehst – Du stehst nicht allein.

    Frau Spätlese

    • Gottseidank! *virtuellumarm*

      Ehrlich jetzt, der Waschbär ist sowas von komplett “drin”, ich komm mir da immer vor wie eine Mischung aus Monk und meiner Ur-Oma…

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