Waschbärdompteur

15
Jun

Mir ist so schlecht…

Oder Neues aus der Rubrik “mein Blog als Therapeutenersatz”…

Wir haben einen Regensensor an den Dachfenstern. Die sind zu hoch für Fenstergriffe und wenn schon Elektrik, dann richtig. Bei Regen gehen die zu und nicht mehr auf, bis der Sensor trocken ist.

Wegen der vielen Tauben draußen und der Katzlinge auf den Dachbalken drinnen sind die nie wirklich auf, sondern nur ein bisschen geöffnet.

Vorhin saß Xerxes auf dem Dachbalken und hat draußen “herumgepfötelt”. Keine Ahnung, ob er nach Tauben oder Federn geangelt hat. Jedenfalls fiel ein Tropfen Regen und die Fenster gingen zu.

Und plötzlich fing mein armes Baby an, mörderisch zu brüllen und sich zu winden. Das Pfötchen war eingeklemmt! Ich kam trotz Stuhl nicht wirklich an das Fenster ran. Es reichte, um ihn zu streicheln, damit er nicht strampelt und sich dadurch erst Recht verletzt.

Plan A: mit Besen rammen, bis Motor aufgibt und Fenster aufgeht. Besen geschnappt und parallel den Waschbär angerufen, ob es eine Sicherung für die Fenster gibt, oder ob und wie kurzschließen funktioniert. Das klingt jetzt total überlegt, tatsächlich aber war ich nur panisch. Richtig panisch.

Der Waschbär versprach, sofort zu kommen. Aber die Aussicht auf 10 Minuten mit einem armen, eingeklemmten, weißgottwie verletzten Katzling schien mir unendlich lange. Deshalb: Brotmesser. Stabil und vor allem so lang, dass ich vom Stuhl aus ans Fenster komme. Und die zwei Millimeter, die ich das Fenster aufhebeln konnte, reichten Xerxes zur Flucht.

Während ich am ganzen Leib zitternd den Waschbär informierte, dass alles gut ist und dabei Max getröstet habe, hat Xerxes erst mal seinen Futternapf leer gefuttert. Und sich danach ausgiebig geputzt.

Um genau zu sein, scheint es ihm gerade sehr viel besser zu gehen als mir oder seinem armen Bruder. Und nachher wird als allererstes der Regensensor abgeklemmt.

03
Jun

Zweimal X

Strohwitwendasein hat bei mir nicht nur Auswirkungen auf die Ernährung, nein, auch das Häuschen ist gepflegt. Erstens habe ich mehr Zeit, um mich um geölte Böden und so Scherze zu kümmern und zweitens, und das ist das Wichtige, keiner macht´s dreckig.

Nun hatte ich ja vorgestern das Vergnügen, den Waschbär unerwartet früh im Haus zu haben. Ergebnis nach der ersten Stunde zu Hause: der Flur war voller dreckiger Schuhabdrücke. Müde Bären schleppen sich in ihre Höhle und achten dabei nicht mehr auf die Umwelt.  Weil er mal wieder “richtigen” Kaffee per Frenchpress kochen wollte, war die Küche mit Kaffeetropfen und -pulver eingesaut, natürlich lässt man das eintrocknen, man ist ja tierisch müde. Dann hat er Pflanzen gegossen und den Boden gleich mit. Wasserflecken sieht man aber nicht, wenn man müde ist. Den Kaffee (mit viel Milch und Zucker) hat er dann auch gleich über Tisch und Boden gegossen.

Unglaublich. Mein so sauberes Häuschen sieht nach einer Stunde Waschbär aus wie die Unterseite von Hempels berühmtem Sofa. Und ich konnte nicht mal herumzicken, er ist ja wirklich komplett durch den Wind. Ich habe mich für Plan B entschieden, Flucht. Die weltbesten Freunde haben für ordentlich Lacher und noch viel mehr Gesprächsstoff gesorgt. Und natürlich wieder jede Menge Kalorien.

Für das Wochenende hat mein Waschbär jetzt erst mal einen Freifahrtschein von mir: spielen und schlafen, soviel er will. Dafür aber dann keine Ausreden  mehr bei Chaos.

 Juni 3rd, 2011  
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 Häuschen, Leben mit dem Waschbär  
   
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22
Feb

wohnst du noch…

Wir sind momentan beide im Hausumräummodus und nachdem der Geschirrschrank aufgerüstet wurde, musste ein neuer Geschirrschrank her.

Eigentlich war ein schwedisches Teil geplant. Und auf dem Weg dahin gibt es ein eher hochpreisiges Möbelhaus. Wir wollten eigentlich nur mal kurz schauen, was die da so haben. Und wie es das Schicksal so wollte – da stand es, das Traumteil schlechthin. Nur war mein Waschbär ein wenig gehemmt, schließlich war das Stück drei Mal so teuer wie das geplante. Aber ich wäre ja keine gute Dompteuse, wenn ich ihn nicht hätte überzeugen können. Unter anderem mit dem Totschlagargument “I
rgendwann ist die Zeit der Provisorien einfach vorbei und man kauft etwas Gescheites.” Hat ihn überzeugt. Wieder zuhause fiel mir allerdings auf, dass es in unserem Häuschen, außer Billy in der Waschküche, kein Provisorium gibt. Ups. Fiel dem Waschbär allerdings gar nicht auf. Und er ist mittlerweile auch ganz verliebt:

 Februar 22nd, 2011  
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01
Feb

Haus & Heim

Ich weiß nicht genau woran es liegt, dass ich zur Zeit extrem auf dem Alles-Neu-Trip bin. Die herannahende alljährliche Alterskrise? Der kommende Frühling? Jedenfalls stelle ich im Geist eifrig Möbel um, bestücke sämtliche Türen  mit neuen Knäufen und habe jetzt nach drei Wochen Warterei endlich neues, knallbuntes Geschirr.

Und weil ich Inspiration suche, habe ich mich mit Einrichtungszeitschriften eingedeckt. Und ich hätte es nie für möglich gehalten, aber alleine das auf den Tisch legen derselben funktioniert prima – jedenfalls beim Waschbär. Der ist vom Erneuerungstrip dermaßen angesteckt, dass wir gestern erst einmal ein Büffet bestellt haben und jetzt den Umbau des Wohnzimmers ernsthaft in Angriff nehmen. Kackbraune 80er-Nut-Feder-Fichte-Allover-Verkleidung ertägt man nämlich nicht wirklich dauerhaft ohne bleibende Schäden – und eben jener geht es beim nächsten wärmeren Wochenende an den Kragen.

Und dass der Frühling kommt, habe ich vorhin bewiesen. Am heutigen groundhog day habe ich mich in Ermangelung eines Murmeltieres selbst vors Haus gestellt – und ich habe keinen Schatten geworfen!

 Februar 1st, 2011  
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07
Jan

Alles hat ein Ende

Leider. Ich ziehe ja die Weihnachtszeit so lange wie möglich. Aber nach Dreikönig ist selbst meine Schmerzgrenze erreicht. So schade es ist, wenn diese ruhige Zeit endet, ein sauberes, aufgeräumtes Häuschen ist auch mal wieder schön. Und auch bewegen, ohne dass fast überall ein Glöckchen bimmelt oder man  sich an Tannennadeln sticht, ist auch nicht zu verachten. Nur an die glitzernde Katzenkacke hatte ich mich irgendwie gewöhnt…

 Januar 7th, 2011  
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14
Okt

Wohlfühlprogramm

Zum Zwecke der Erholung und des Luftholens habe ich mir heute einen ganzen halben Tag Urlaub gegönnt.

Geplant war, erst ein bisschen spazieren gehen, Haare färben, Yoga machen, baden und lesen. Habe ich schon erwähnt, dass ich den Herbst liebe? Nein? Ich liebe den Herbst! Weil heute ja die ganze Welt avalonesk im Nebel versinkt, fand ich mein Programm schon im Vorfeld sehr entspannend. Als ich jedoch zu Hause ankam, stand da ein riesiger LKW der – TUSCH – Handwerkerfirma, die letzte Woche versprach, unser Dach zu dichten. Einfach so! Ohne Vorwarnung und ohne Morddrohungen!

Schlangengleich musste ich zur Haustür tanzen, weil die Herren tatsächlich direkt vor der Tür geparkt haben. Nachdem der eine den Außenspiegel gentlemanlike zurückgeklappt hatte, bemerkte der andere rotzfrech, dass die Tür aufreissen auch nicht schlecht gewesen wäre.

Um das Ganze nun so richtig spektakulär zu machen,  steigen die beiden links auf den Feuersteg des Nachbarn, werfen von dort ein Seil über das Dach, um dieses dann rechts auszubessern. Dank meiner Glasfront werde ich wohl mit Katers, Tee und Buch auf dem Sofa bleiben müssen. Hartes Schicksal. Zumal die beiden so gar nicht dem Handwerkerklischee (klein, fett, haarig) entsprechen, sondern dem genauen Gegenteil. Hach! Schöne Aussichten. In jeder Beziehung!

 Oktober 14th, 2010  
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30
Sep

Aufreger

Ich warte ja theoretisch immer noch, dass es August wird, auf dass der lokale Dachdecker endlich vorbeikommt, um unser Dach abzudichten.

Auf diesen Handwerker kam ich, weil der mit uns hier im Büro viel zu tun hat und alle hochzufrieden mit ihm sind. Er wirbt auch immer ganz groß im Amtsblatt, in dem er vor “Dachhaien” warnt.

Gerade kam er vorbei, um mit dem Kollegen etwas zu besprechen und zu diesem Zweck gingen sie an den Bauaktenschrank, der in meinem Büro steht.

Da lachte der Handwerker und meinte fröhlich “ach, zu dem Waschbären und seiner Dompteuse müssen wir ja auch noch!”.

Erst einmal war ich sprachlos. Erst Termine ausmachen, die man sang- und klanglos einfach verstreichen lässt? Dann – endlich – einen beinahe festen Termin ausmachen, den auch sang- und klanglos verstreichen lassen und dann, zwei Monate später, so tun, als sei alles in Ordnung??

Ich sagte dann ein kleines bisschen schnippisch “nicht nötig, hat sich erledigt”. Mal ehrlich, selbst wenn er der letzte Handwerker auf dieser Welt wäre, ich würde lieber in der Wohnung ertrinken, als den mit irgendetwas zu beauftragen!

Er war dann auch ganz konsterniert. So nach dem Motto “wie? es gibt auch noch andere?”. Ich habe ihn dann dezent darauf hingewiesen, dass man sich auch mal hätte melden können.

Dann wurde es richtig witzig: er meinte, immer noch ganz fröhlich und leicht von oben herab, er hätte sich doch gemeldet. Ich habe ihn wiederrum darauf hingewiesen, dass sein Anruf im Juli beinhaltete, er würde im August kommen. Jetzt wäre Oktober.

Ein “nein, erst morgen ist Oktober” musste er dann doch noch loswerden.

Ehrlich, ich koche gerade! Erst wird man nach Strich und Faden verar** und dann findet der das auch noch witzig??? Leider fiel mir die Erwiederung “wir haben einen Dachhai engagiert” erst später ein.

 September 30th, 2010  
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 Erkärt mir die Welt, Häuschen  
   
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28
Sep

Blaumann?

Ich überlege gerade krampfhaft, womit wir uns das Handwerker-Karma versaut haben. Das Häuschen ist geputzt und der Waschbär, der dienstags dankenswerter Weise nicht arbeitet (es wären sonst schon zig Urlaubstage drauf gegangen bei den ganzen Aktionen), saß den ganzen Tag bereit. Wer nicht kam, war der angekündigte Handwerker.

Immerhin kam vorhin eine absolut geniale Werbung im Radio:

Kunde: “Entschuldigen Sie, ist der Joghurt rechtsdrehend?”

Verkäufer (gnadenlos tuckig): “Was soll der den für den Preis noch alles können? Tango tanzen?”

 September 28th, 2010  
 Dompteuse  
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27
Sep

Und täglich grüßt der Blaumann

Unser Häuschen wurde vor ca. 20 Jahren von einer Investorengruppe saniert. Heißt soviel: der zuständige Architekt strich das Geld von mehreren Anlegern ein, pfuschte irgendetwas zusammen und verschwand mit dem so gewonnen Geld auf Nimmerwiedersehen.

Ganz besonders wirkt sich das auf unser Dach aus. So richtig dicht war es wohl nie, aber seit wir da wohnen (seit 2 Jahren also), ist das Thema bei uns.

Nicht, dass wir uns darüber ärgern würden. Darüber sind wir schon lange weg. Das Geld ist mittlerweile auch Nebensache.

Wirklich spannend ist es, einen Handwerker zu finden, der a) überhaupt kompetent ist und b) dann auch tatsächlich auftaucht.

Letztes Jahr spielten wir das Spiel mit alten Fensterdichtungen, die uns auf den Kopf fielen und den Regen durchließen. Zig Handwerker standen in meinem Esszimmer, kratzen sich am Kopf und sagten, “sowas” könnten sie nicht. Oder aber – und diese Variante finde ich am allerschönsten – sie sagten zu, das zu können, machten sogar Termine aus – und wir hörten nie wieder von ihnen. Drei Monate später hatten wir endlich einen aufgetan, der dann auch tatsächlich kam und abdichtete.

Seit Anfang diesen Jahres regnet es – an anderer Stelle – heftig rein. Gleich der erste Handwerker tat kompetent und wollte sich innerhalb dreier Wochen wegen eines Termins melden. Zwei Monate später erreichten wir endlich ihn und nicht nur seinen Anrufbeantworter. Er versprach, Anfang August zu kommen.

Morgen nun kommt nun ein anderer Handwerker, sich die Sache mal ansehen. Und wir reden hier nicht über Feld-, Wald- und Wiesenschrauber, sondern über anerkannte, bekannte mehr oder weniger örtliche Handwerksunternehmen.

Heißt für mich, heute Abend Großputz (so bleibt die Bude wenigstens sauber…….) und für Sie: Daumen drücken!

Eigentlich nicht erstaunlich, dass ich wild anfange zu knurren, wenn ich höre, wie schlecht es dem Mittelstand und speziell den Handwerkern gehe.

 September 27th, 2010  
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21
Aug

Alptraum

Seit wir hier wohnen, ist mein größter Alptraum folgender:

Stellen Sie sich bitte an der Stelle ein kuscheliges Wohnzimmer vor. Der Waschbär und ich sitzen mit schnurrenden Katern auf dem Sofa, ein Kerzlein flackert lauschig. Vielleicht steht ein Gläschen Rotwein auf dem Tisch, wir lesen oder schauen eine schöne DVD, während einen Stock tiefer die Waschmaschine im Einsatz ist.

In unserem Häuschen (Fachwerk. Über dem Türsturz steht 1610, wobei ich nicht weiß, worauf sich das bezieht. Die Grundmauer? Die Balkenkonstruktion? Das komplette Fachwerk?). Nehmen wir an, die Jahreszahl bezieht sich einzig auf den tragenden Balken.

Die Waschbärfamilie entspannt sich also ganz gemütlich während die Waschmaschine wäscht. Das ganze Häuschen vibriert mit der Maschine mit. Beim Schleudergang wird es heftiger, leise klirren die Gläser…

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Der allerwichtigste Nagel, also der, der die ganze Konstruktion zusammenhält, rüttelt sich langsam, los.

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Die Waschbärs fangen eine Unterhaltung an. Gelächter und Gläserklingen beim Anstoßen.

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Der allerwichtigste Nagel, also der, der die ganze Konstruktion zusammenhält, ist nur noch an der Spitze im Loch. Er hängt schon nach unten. Langsam rutschen die anderen Balken aus ihrer Verankerung.

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Man beschließt, eine Packung Pralinen zu öffnen, weil alles so entspannt und wunderschön ist. Die Katers jagen mit Begeisterung ihre Spielmäuse.

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Der allerwichtigste Nagel, also der, der die ganze Konstruktion zusammenhält, fällt zu Boden

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Man sieht an der Stelle, an der unser Häuschen stand, nur noch eine rauchende Trümmerlandschaft.

Das verfolgt mich, seit wir hier wohnen. Ich weiß, das Mitschwingen von tragenden Konstruktionen dient der Stabilität. Allerdings wird mir auf Brücken im Stau blümerant, wenn ich das Schwingen der Brücke mitkriege. Und Wäsche waschen thrillt mich jedes Mal wieder. So Physikkrams ist ja eine Männerdomäne, und die behaupten ja gerne mal die komischsten Dinge…

 August 21st, 2010  
 Dompteuse  
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