Waschbärdompteur

07
Mrz

Weltuntergang

So, Emopost jetzt. Aber sind wir ehrlich: wenn du jahrelang schwächelst und dann final umfällst, hast du keine Freunde mehr, bei denen du dich ausheulen kannst. “Fakten auf den Tisch” gehört auch zu meinem neuen Ich.

So. Als ich im Januar die Testergebnisse vom Doc bekam, war mir fast schlecht vor Angst. Ich hatte noch im Hinterkopf, dass die Behandlung entweder funktioniert oder eben nicht. Im Falle von “eben nicht” hätte das 4 Monate Antibiotika bedeutet. Nun beuteln mich die Spezialtabletten schon genug, ich wusste, Antibiotika hätte mich wieder in Grund und Boden gebeutelt. Das nachdem ich mühselig wieder so etwas wie Leben hatte, hätte ich psychisch nicht durchgestanden.

Nun interessierte das meinen Waschbär leider so gar nicht. Ich bat ihn im Vorfeld mehrfach, mit mir mitzukommen, wenn die Ergebnisse da sind. Er hat es da ein wenig an Begeisterung fehlen lassen, aber das ist verständlich. Warum um ungelegte Eier sorgen. Und das auch noch, bevor überhaupt Ergebnisse da sind. Außerdem war er ja im letzten Jahr zu genüge mit mir beim Arzt. Als die Benachrichtigungspostkarte – ausgerechnet an einem Freitag! – dann da war, bat ich ihn, einen Termin auszumachen. Es ist nämlich so, dass ich jederzeit Urlaub nehmen kann, er jedoch mit dem Hotel ziemlich eingespannt ist. Ich weiß nicht, wie´s euch geht, aber ich interpretiere mehrfaches Spontaneinschlafen als komplettes Desinteresse. Vor allem, wenn es mehrfach an zwei Tagen passiert.

Nun bin ich letztes Jahr durch die ganze Geschichte so gedemütigt worden (Danke, Frau Dr. W.. Danke, DAK), dass ich nicht darum betteln wollte, nicht alleine ins Sprechzimmer zu müssen. Also hab ich die Sache auf sich beruhen lassen und gleich Montag morgens beim Doc angerufen und Gottseidank gleich noch für den gleichen Tag einen Termin bekommen. Jeder Tag mehr Warten hätte mich in den Irrsinn getrieben.

Der Arzt erzählte mir dann, dass meine Laborergebnisse insofern spitze waren, als ich, was den Borrelienindex (fragt mich nicht, ich weiß es selbst nicht) angeht, von 50 auf 6 gesunken bin. Ergo, die Behandlung funktioniert. Das ist aber immer noch ein schlechter Wert. Die meisten seiner Patienten würden um den Dreh rum erst mit der Therapie anfangen.

Also wieder vier Monate Tabletten. Das alleine hat mich schon massiv runtergezogen, ich wusste einfach, dass mir ein erneuter Kampf bevorsteht. Buchstäblich, ich herxe von der ersten bis zur letzten Tablette und das ist alles, nur kein Spaziergang. Wenn´s auch ein gutes Zeichen ist.

Dass er mir weiterhin gesagt hat, dass meine Krankheit chronisch ist, hatte ich dann mehr so im Hinterkopf. Er hat mir sehr ausführlich erläutert, dass es im Grunde so läuft, dass ich mit Tabletten den Bakterienbestand auf Null bekommen kann. Dass die Dinger aber eben intrazellulär sind. Also eine der hartnäckigsten Krankheiten, die man bekommen kann. Falls also tatsächlich – was ansich unwahrscheinlich ist – tatsächlich alle gekillt sind, es durchaus sein kann, dass “schlafende” tief im Gewebe reaktiviert werden und die ganze Scheiße wieder und wieder und immer wieder ausbricht. Fakt: ich bin chronisch krank und werde nie wieder das sein, was ich mir persönlich unter “gesund” vorstelle. Ich habe das dem Waschbär dann natürlich alles gleich erzählt, ich kann alles, nur akute Gefühle verbergen nicht. Das Interesse war eher so mittelmäßig. Der Waschbär ist erstens Meister im Verdrängen und zweitens im “Aufschieben bis die Katastrophe dann tatsächlich da ist”. Ich beneide ihn darum, ich raube mir ziemlich viel Kraft, indem ich mir im Vorfeld massiv Gedanken mache und Pläne schmiede. Ich brauche immer einen Plan B und C und D, um mich sicher zu fühlen.

Als erstes galt es dann, die allererste, brutale Herx-Zeit durchzustehen. Ich nahm dann erst mal – halbtags – Urlaub. Ich wollte alles, nur nicht schon wieder arbeitsunfähig sein. So ein kleines bisschen festhalten am Strohhalm. Das hat auch gut funktioniert. Wenn ich morgens aufgestanden bin und es ging mir dreckig, hielt mich die Aussicht aufrecht, dass ich wenigstens nicht den ganzen Tag durchstehen müsste. Und ich hatte Ansprache und wenigstens das Gefühl, Teil der Gesellschaft zu sein. Das war mir unheimlich wichtig und hat mich auch getragen.

Dann nach einer Woche Vollzeit hat mich eine Mörder-Erkältung erwischt. Was für mich sogar ein gutes Zeichen war, ich war jahrelang immer irgendwie krank und nichts kam raus. Dass ich, wie alle anderen “normalen” Menschen auch, einfach nur eine Erkältung kriegen kann, war so wunderschön. Unfassbar, für was man alles dankbar wird.

Ich begann mich mehr und mehr zu verändern und fand das gut. Gleichzeitig mit dieser Selbstfindung kam die Erkenntnis, was dieses chronisch krank in allerletzter Konsequenz bedeutet. Es bedeutet nicht, dass mein Leben vorbei ist, sondern dass ich aufhören kann, immer nur auf Besserung zu warten. Dass ich eben das genieße, was ich habe. Das mag in anderen Augen vielleicht lächerlich klingen, aber eine Tasse Kaffee wirklich genießen muss und kann vor allem den Stadtbummel im Frühling ersetzen. Ich weiß nicht, wie die ganze Geschichte weitergeht. Ob ich tatsächlich im Mai, wenn meine vier Monate vorbei sind, tatsächlich einen gewissen Grad an “Fitness” erreiche. Wie lange es dauert, bis der Scheiß zurück kommt. Ob er überhaupt zurück kommt. Erstens stecke ich mitten in der Behandlung und zweitens kann ich den Verlauf eh nicht aufhalten oder beeinflussen. Und dann ganz wichtig: wenn ich durch die Lieblingskollegin etwas gelernt habe, dann, dass das Leben so verdammt kurz ist. Und dass es tatsächlich so ist, dass Gott laut lacht, wenn man ihm von seinen Plänen erzählt. Das Jetzt zählt.

Ich habe also verinnerlicht, dass ich den Alltag zelebriere. Dass ich mich um mich kümmern muss. Dass es mir verdammt gut gehen kann, auch wenn durch Krankheit und geschädigte Nerven mein Körper nicht so wirklich mitziehen mag. Dass ich mir mein Heim eben schön mache, weil ich das Draußen momentan? für immer? abschreiben kann. Mein Häuschen, so schön. So sicher. Mein Hafen und Kraftort.

Der Körper, der so viel hat mitmachen müssen und immer noch mitmacht, braucht spezielle Pflege und Aufmerksamkeit. Ich merke, dass ich für einen 100%-Job nicht die Kraft habe. Noch vor ein paar Wochen hätte ich das ignoriert. Ich hätte eben den Arbeitsalltag gewuppt und mich und mein Privatleben ignoriert. Dazu bin ich aber nicht mehr bereit. Wenn es eben Vollzeit nicht geht, dann Teilzeit. Ich will nicht so existieren, dass ich abends im Schlafzimmer liege, weil alle Nerven buchstäblich blank liegen (psychisch weil überreizt, körperlich mit Ataxie und/oder Übelkeit) und mich nur der Gedanke aufs Wochenende aufrecht hält. Weil ich dann da, nachdem ich den Haushalt, den ich unter der Woche nicht packe, genug Ruhe habe, um zu lesen oder mich auf mich zu konzentrieren. Dabei aber die ganze Zeit zu tot zum Telefonieren bin. Oder zum Bloggen. Geschweige denn, mal Bekannte zu besuchen. Es gibt jetzt kein “wenn ich wieder gesund bin” mehr für mich. Es gibt nur noch ein “wie hole ich das beste für mich aus den Gegebenheiten raus”. Also habe ich mich Anfang der Woche entschlossen, die Sache mit der Teilzeitarbeit anzuleiern. Ob es vielleicht die Möglichkeit der Befristung gibt. Wie viel das letztendlich netto ausmacht, all sowas. Und dann ernsthaft in Erwägung ziehen.

Donnerstag kam ich nach Hause. Der Waschbär verkündete, dass es einen Interessenten für unser Häuschen gäbe. Auch hier gilt: Fakten auf den Tisch. Das Haus gehört seiner Mutter. Zwar war immer wieder die Rede davon, dass wir es überschrieben bekommen, aber noch gehört es ihr. Es stand wohl schon immer im Raum, dass, sollte es jemals einen Interessenten geben, der den verlangten Preis zu zahlen bereit ist, das Haus verkauft wird. Das war/ist aber so utopisch, dass das nie ernsthaft im Raum stand und noch nicht mal mehr im Hinterkopf war.

Bäm! das Haus wird verkauft werden. Das Heim, das ich mir geschaffen habe und das mir soviel Sicherheit gibt.

Es gäbe die Option, Schwiegermamas Häuschen zu bekommen. Es ist alles, nur nicht altengerecht und mit Mitte 60 und ein paar Ersatzteilen in den Gelenken will sie was Neues für sich. Es ist im verhassten Nachbarlandkreis. Es ist häßlich. Ich will hier nicht weg. Aber finanziell wäre es so immerhin von Vorteil. Ich könnte weiter nach mir schauen und man kann alles zu seinem Heim machen. Blöder Zeitpunkt und von nicht vorhandenen Kräften für einen Umzug mal ganz zu schweigen, aber ein Plan B.

Nun ist es so, dass der Waschbär eben grundsätzlich anders an solche Dinge herangeht als ich. Schon zu Zeiten, als ich noch fit war. Er geht schonmal nicht davon aus, das dieser Interessent überhaupt die Finanzierung für unser Häuschen hinbekommt. Und selbst wenn, dann kauft man eben ein neues Haus. Also nicht dieses häßliche Reihenhaus, in dem seine Mutter gerade wohnt, sondern ein ganz eigenes, hübsches Häuschen. Wir bekommen einen Anteil an der Verkaufssumme und der Rest wird finanziert. Ein freistehendes Fachwerkhaus mit Garten. Und am Liebsten noch Anbau.

So ein kleines bisschen Weltuntergang war für mich, dass mein Hafen weg ist. Gerade, als ich nach Langem endlich, endlich wieder Lebensqualität hatte. Gut, das war eigentlich ein großer Weltuntergang. Ein weiterer Weltuntergang war, dass ich eben nicht Teilzeit arbeiten kann, weil ich eine Hausfinanzierung eben nicht so gechillt sehe, wie mein Optimistenbär. Der allerschlimmste Weltuntergang ist aber: die ganze Nummer jetzt läuft genauso wie die Sache mit dem Arzt. Ich bin tatsächlich absolut verzweifelt im Moment. Entwurzelt und das erste Mal überhaupt: hoffnungslos. Nicht mal mehr so sehr wegen der Wohnsituation, sondern weil der Waschbär mich einfach im Stich lässt. Weil er geradezu aggressiv wird, wenn ich hier verzweifle. Weil er sich einfach hinlegt und schläft oder vor den PC sitzt. Weil er total kühl mir gegenüber ist.

Ich weiß, dass wir im Moment so gar keine Pläne machen können, weil alles so dermaßen schwammig und im Anfangsstadium ist. Aber ich kann psychisch und physisch gerade nicht sachlich an die Sache herangehen. Absolut nicht. Und ich weiß auch, dass es seine Art ist, mit schlechten Dingen umzugehen, indem er sie einfach buchstäblich zu Tode ignoriert. Nur hilft mir dieses Wissen absolut nicht weiter. Im Gegenteil. Ich bräuchte jetzt einfach dringend einen Menschen, der mich in den Arm nimmt. Der sich meine Ängste anhört. Und der ein ganz kleines bisschen empathisch ist und mich und meine Sorgen ernst nimmt. Wenigstens einmal im Leben.

24
Jan

Lebenszeichen

Demnächst geht´s hier weiter – versprochen.

Das letzte Jahr war hammerhart. Tatsächlich und absolut furchtbar. An einem schönen Sommertag im Mai hat es mich buchstäblich umgehauten. Von einem Tag zum anderen war ich zu gar nichts mehr fähig – gehen, stehen, denken, sprechen – nichts davon ging mehr. Die Geschichte ließe sich jetzt ins Unendliche ausdehnen, von Ärzten, die wieder per Sichtdiagnose eine psychische Ursache diagnostizieren, von einem Arzt, der endlich, endlich untersucht und noch wichtiger: gefunden hat, von Kampf mit der Krankenkasse, von ewig langer Behandlung und K(r)ampf….

Aber das will keiner lesen – und deshalb auch die lange Funkstille. Ich weiß jetzt, dass mein Nervensystem in den letzten Jahren buchstäblich vor die Hunde ging und dass das an einer jahrelang gepflegten, weil unbehandelten, Neuroborreliose liegt. Die Behandlung ist lang und zäh, momentan bin ich im zweiten Zyklus. Aber ich kann seit Dezember wieder arbeiten gehen und bin wieder Mensch. Zwar verändert und zehn Kilo leichter, aber am Leben.

Zu meinem ganzen Gesundheitsdrama kam noch eine erschütternde Nachricht, die mich immer noch beschäftigt und mich das Leben ganz anders wahrnehmen lässt: Ich hatte Recht. Mitte Juli hat sie sich nach über 35 Dienstjahren zum ersten Mal krank gemeldet. Am dritten August ist sie gestorben.

 

 Januar 24th, 2014  
 Dompteuse  
 Dompteuse inside, Lieblingskollegin  
   
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08
Feb

400*

Turbulente Zeit gerade! Aber toll alles. Hach! Deshalb reicht es – wie immer bei zuviel Input – gerade mal für Geschnipseltes. Also, here we go:

  • Das tollste Patenkind von Welt wurde 4. VIER! Wie gut, dass mich die Lieblingskollegin aufgeklärt hat: der Mensch altert nur bis zur Volljährigkeit, danach gibt´s dann eben nur noch Party und Geschenke – einfach, weil´s Spaß macht. Pech für den Waschbären – wir haben uns in Anbetracht unser herannahenden Geburtstage auf sein Alter geeinigt: 12. Kommt wirklich wunderbar hin.
  • Elf Jahre sind wir jetzt verheiratet. ELF!! Mal davon abgesehen, dass wir unmöglich schon so alt sein können, es fühlt sich an, als hätten wir erst gestern geheiratet. Ich frage mich oft, wie es sein kann, dass man den Anderen immer noch vermisst, sobald man getrennt ist und Schmetterlinge im Bauch hat, sobald man kurz vor dem Wiedersehen ist. Irre. Und unfassbar schön.
  • Ich trenne mich. Von meinem Auto. Es tut mir wirklich weh, weil es schon ein geiles Teil ist. Aber ohne Garage ist das eine Zumutung. Das Dach ist innen mittlerweile stockfleckig und im Handschuhfach schimmelt es… Auf dem Schirm habe ich das einzige, das als Alternative irgendwie in Betracht käme. Und wehe, jetzt lacht wer, aber heute schaue ich mir mal den Fiat genauer an. (By the way: wenn hier jemand wen kennt, der/die gerne Autobastelt und auf MX5 steht, gebt einfach Laut!)
  • Ich steht mittlerweile wirklich kurz vor der Krise. Es muss an uns liegen, denn wie kann es sein, dass Handwerker jeder Fachrichtung bei uns aufschlagen, große Pläne machen und sich dann nie wieder melden? Dieses Mal ein Maler, der mich eigentlich endlich von der Nut-Feder-Fichte-Kacke im Wohnzimmer befreien sollte.
  • Und abschließend noch ein bisschen unnützes Wissen: wusstet ihr, das Captain Stottlemeyer oder vielmehr der, der ihn spielt, damals™ der Irre Killer im Schweigen der Lämmer war?

*hey, der 400ste Artikel!

30
Mai

Auskotzjammercontentweilallesscheißeist

Hätte mir vor drei Jahren, als mir blitzartig ein Schmerz durch den Rücken fuhr und ich den restlichen Tag (Gottseidank Urlaub! Dann kriegt´s keiner mit!) flach auf dem Rücken lag und krampfhaft um Luft rang, jemand gesagt, dass das die Ursache von allem Folgenden ist, würde es mir jetzt definitiv besser gehen.

Also so rein körperlich. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass “wir” gerade die Ursache gefunden haben. Immerhin arbeitet es die ganze Zeit im Rücken, hoch und runter, links und rechts. So ganz nebenbei erfahre ich auch, welcher Wirbel für welche Nerven zuständig sind. Du kotzt – Halswirbel. Du erstickst – Brustwirbel. Du schwankst wie besoffen rum – Lendenwirbel. Das dauert glücklicherweise nie lange, ist aber erschreckend heftig. Also so als Fallbeispiel: beim Duschen dreht sich die Welt, man hat das Gefühl, jetzt und auf der Stelle tot umzufallen, verfällt in Panik – und *BÄM* der Hals ist plötzlich beweglich. Das spielt sich innerhalb von nicht mal ein, zwei Minuten ab, ist aber ziemlich heftig. Vor allem aber lässt “es” sich nicht steuern. Da läuft irgend ein Programm im Körper ab und je nachdem, wo ein Widerstand ist, wird der aufgelöst. Unabhängig von Tageszeit, Essen oder sonstigen Faktoren.

Dieses ständige arbeiten im Körper braucht ziemlich viel Energie. Und das schlägt sich auch auf die Stimmung nieder. Sozusagen eine Reise durch die Klischee-Pubertät in zwei Minuten. Das wiederum stresst noch mehr.

Was aber am aller schlimmsten ist und was tatsächlich der Punkt ist, vor dem ich all die Zeit seit damals Angst hatte: mein Kreislauf spinnt. Oder vielmehr, mein Blutdruck ist kaum mehr vorhanden. Und das stresst dann richtig. Letzte Woche lief ich mit einem Minus-Top-Score von 80:40 herum. Wohl gemerkt, das war ein ganz normaler Arbeitstag (soll ja keiner merken!). Mit Besprechungen, Anrufen und hier mal schnell und dort mal schnell. Wenn´s gut läuft, ist er minimal höher, aber das reicht nicht zum Fitsein.

Ich weiß nicht, wo das hinführt. Im Moment überlebe ich so den Tag und freue mich über meine neu gewonnene Beweglichkeit. So grundsätzlich ist allerdings der Alltag so anstrengend, dass ich am liebsten nur noch in eine dunkle Ecke liegen möchte und heulen.

Hätte ich jetzt nicht schon drei Jahre hinter mir, in denen ich einfach eisern die Zähne zusammengebissen habe und “funktioniert” habe (und manchmal hatte es den Anschein, als würde das tatsächlich helfen), ich hätte wesentlich mehr Energie jetzt.

Eigentlich schreibe ich das jetzt auf, weil ich mich a) einfach auskotzen muss und b) weil die einzige hilfreiche Person gerade die Lieblingskollegin ist. Sie weiß, dass gerade nichts geht. Nicht, weil ich keine Lust habe oder weil ich zu faul bin. Sie weiß, wie es gerade in mir aussieht und behandelt mich nicht wie einen Invaliden oder – noch schlimmer – als sei nichts. Ein Blick reicht, und sie übernimmt für mich. Weil ich in dem Moment Sternchen sehe und mich am Tisch festkrallen muss. Ohne Vorwurf, ohne darüber wegzugehen, aber auch ohne mich zu bemitleiden.

Ich weiß, das mir jetzt im Moment keiner helfen kann, weil das einfach seine Zeit braucht. Ich würde mir nur manchmal mehr Menschen wie die Lieblingskollegin wünschen. Weil nicht-ernst-genommen-werden kenne ich schon. Und auch Funktionierenmüssen, damit man lieb gehabt wird (jaja, Erziehung. Gewöhnen Sie sich das mal ab!). Aber das sind zwei Stressfaktoren, für die ich gerade die wenigste Zeit und vor allem Kraft habe. [Es ist schön, dass zum Beispiel der Waschbär mich nicht "aufgegeben" hat. Aber wenn ich mitbekomme, wie er sich mit Freunden verabredet, denke ich, er könnte mir einfach auch eine reinhauen, das wäre nicht so schlimm. Immerhin rufe ja ich dann die Freunde an und sage ab. Wirklich tolles Gefühl.]

Zusammenfassend kann man also sagen, hätte ich meine Ruhe und hätte ich Unterstützung, es wäre nicht weniger heftig, aber ich wäre vielleicht ein ganz kleines bisschen ausgeglichener, um mit dem ganzen Gewirr umzugehen.

 Mai 30th, 2012  
 Dompteuse  
 Dompteuse inside, Jammerlappen, Lieblingskollegin  
   
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06
Mrz

Übermut

Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber ich bin heute dermaßen gut drauf, ich mache mir schon richtig Angst. Vielleicht ja schon der Start in den Tag? Anstatt mit wehendem Mantel aus dem Haus zu stürzen, habe ich mir erst einmal eine gute Tasse Kaffee gegönnt und dabei einen wohlig schnurrenden Katzling gekrault. Anstatt wild schimpfend ins Büro zu hetzen, habe ich einen kleinen Umweg genommen und mich mit den Schallwellen der Musik der Herrschaften von Type O Negative vorwärts bewegt. Und anstatt vor mich hin zu kruschteln, haben wir feuchtfröhlich den Geburtstag der Lieblingskollegin gefeiert.

Vielleicht ist es ja auch eine neue Abteilung in der Rubrik Erstverschlimmerung Heilwirkung bei osteopathischer Behandlung. Immer nur kaputt sein kann ja nicht Sinn der Behandlung sein.

Wie auch immer, einfach den Tag genießen. Und dank Sektchen in der Blutbahn strahlt die Sonne doppelt so hell wie sonst! [Auch schon vor dem Sektchen. Ich kann morgens kurz vor sechs die Nachttischlampe schrotten und mich darüber amüsieren...]

11
Nov

Schnippelei

Huch, schon wieder über eine Woche vorbei? Ohne Geblogge? Könnte daran liegen, dass der Urlaub hauptsächlich draußen stattfand. Wir haben die Wälder der Umgebung ausgiebig abgelaufen und einfach den Herbst genossen. Es war so viel, und wie immer, wenn viel anfällt, reicht es nur für Schnipsel:

  • Kind 2.0 der weltbesten Freundin wird ein Rebell. Cool! Ich konnte auf dem ersten Bild den Kopf ganz genau erkennen. Und das geballte, empor gereckte Fäustchen. Beim neuesten Bild hat es Rodins Denker nachgestellt.
  • Umckaloabo ist wirklich eine Geheimwaffe gegen Killerviren und/oder -bakterien. Allerdings killt es wirklich die Leber. Kein Problem allerdings, wenn die erfahrene Lieblingskollegin einen gleich mit Mariendistel versorgt.
  • Synchronizität de luxe: morgens lese ich beim Miracle Man ein Rezept für einen Halloween-Auflauf mit Butternusskürbis, kommt abends der Waschbär freudestrahlend mit neuer Beute heim: “Guck mal, ich habe einen Butternusskürbis gekauft. Keine Ahnung, wie man den zubereitet, geschweige denn, wie der schmeckt. Aber sah lustig aus!”. Und jetzt wissen Sie alle, was es bei uns morgen – in fleischloser Variante – zu Essen gibt.
  • Ich war im Urlaub hauptsächlich mit Lesen beschäftigt. Das ist ja nun nichts Neues. Aber Dompteuse goes Werbeschlampe. Und das war nicht wirklich entspannend, wenn man ein Buch lesen muss, obwohl man es am liebsten schreiend in die Ecke geworfen hätte. Später dazu mehr. Ich habe zum Ausgleich fünf Bücher parallel gelesen.
  • Würde ich Kinder wollen, hätte ich eins gewollt, das ein binäres Geburtsdatum hat. Letzte Chance heute somit verpasst.
  • Aus der Reihe “wer solche Freunde hat”: nachdem der/die/das Wettergott nun doch bemerkt hat, dass November ist und von heute auf morgen den Schalter auf “trübe und nebelig” gestellt hat, hilft es überhaupt nicht, wenn einen im Büro eine Mail erreicht “wir verkriechen uns heute in der Küche und backen Plätzchen”. Das tut es wirklich nicht. Auch nicht, wenn man dann noch Fotos geschickt bekommt, damit man sich die heimelige Küche und die leckeren Plätzchen nicht nur vorstellen muss.
  • Gestern kamen zwei Päckchen. Eins für jeden. “Meine” Puppe war trotzdem sie ein Geschenk ist, schöner als seine doofe Festplatte. Er glaubt es nicht, ist aber so.
29
Okt

Verpasst!

Die Lieblingskollegin und ich ticken glücklicherweise gleich. Jedenfalls in den wirklich wichtigen Dingen des Lebens. So sind wir zum Beispiel sehr, sehr aufgeschlossen, was esoterische Themen angeht. Wir sind zwar mitten im Leben stehende, durch und durch pragmatische Frauen, aber so ganz tief drinnen lebt eben das staunende Kind, das sich Märchen vorlesen lässt und wenn es keiner mitbekommt, in dieser Märchenwelt so ein bisschen versponnen ist.

So haben wir uns ganz begeistert auf die Maya-Kalender-Hysterie gestürzt. Sie wissen vielleicht, dass angeblich am 21.12.2012 der Maya-Kalender “aufhört”. Und das gibt Raum zu jede Menge Spekulationen. Das Schöne an Esoterischem ist ja, dass auch die abstruseste Theorie so schön schlüssig dargestellt werden kann, dass man tatsächlich kurz ernsthaft darüber nachdenkt, ob das nicht doch so stimmen kann.

So wirklich überzeugt sind wir nicht. Aber so im Hinterkopf schleicht sich bei uns beiden öfter ein, dass langfristige Planungen keinen Sinn machen. Und mit dem Rauchen hören wir frühestens am 22.12.2012 auf.

Was für ein Schock, als ich festgestellt habe, dass alle Pläne und Theorien eigentlich für die Katz waren. Weil, “die” haben sich verrechnet! Der 21.12. kommt nur heraus, wenn man den Gregorianischen Kalender zugrunde legt. “Die anderen”, richtigen Vollprofis, haben nachgerechnet und heraus kam: der 28.10.2011! Also habe ich wieder mal einen Weltuntergang, neue Weltordnung, Ende von Allem, whatever verpasst.

Machen Sie sich den Spaß, googeln Sie “Weltuntergang 28.10.2011″. Lohnt sich wieder einmal, zu bemerken, wie viel Energie manche (viele) Menschen in Merkwürdigkeiten investieren.

Und weil ich bei dem Thema immer wieder einen Ohrwurm fange, hier für alle:

 Oktober 29th, 2011  
 Dompteuse  
 Am Rande des Blödsinns, Lieblingskollegin  
   
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07
Okt

Hilflos

Heute morgen, kurz bevor ich das Haus verließ, kam Xerxes an und war unheimlich verschmust. Ich saß dann katerknuddelnd da und hoffte einfach nur, dass es den beiden Mäusen gut geht und dass es das noch sehr, sehr lange tut. Es klingt komisch für Menschen, die keine Haustiere haben, aber die beiden sind in der Tat Familienmitglieder. Sie zogen bei uns ein, kurz nachdem ich beim Waschbär eingezogen bin. Sie sind ein unheimlich wichtiger Teil meines Lebens. Und ohne sie sein zu müssen kann und will ich mir nicht mal vorstellen.

Als ich heute morgen ins Büro kam, merkte ich gleich, dass etwas mit der Lieblingskollegin nicht stimmt. Nun kann das ja alles Mögliche sein und ich ließ sie erst mal in Ruhe. Man kennt sich ja auch schon zehn Jahre und weiß, dass manchmal schlechte Tage vorkommen.

Kurz vor acht klingelte ihr Telefon und sie meinte nur kurz angebunden, sie würde jetzt noch niemanden erreichen, sie würde dran bleiben. Um halb neun erreichte sie dann denjenigen. Den Tierarzt. Es sei ein Notfall und ihrem Hund ginge es ganz und gar nicht gut.

Wie gesagt, wir kennen uns schon eine Weile. Und ich weiß, wie sehr sie an ihrem Hund hängt. Wir verstehen uns so als “Mütter” blind und sind manchmal froh, dass wir unsere “Muttergefühle” jemandem mitteilen können, der das versteht. Sie sorgt sich jetzt schon eine Weile. Er hat es am Herzen. Er ist 15 Jahre alt. Jeder weiß, dass das nicht wirklich ein gutes Zeichen ist.

Mir zerreißt es gerade das Herz, wie sie so dasitzt und mit den Tränen kämpft. Ich weiß, sie wird wohl Abschied nehmen müssen. Einerseits würde ich jetzt einfach nur gerne hier weglaufen und mich zu Hause mit den Tigern unter dem Bett verstecken. Andererseits würde ich sie gerne in den Arm nehmen und mit ihr weinen. Beides geht nicht. Also habe ich ihr vorhin nur einen Blick geschickt und mich geräuspert. Sie hat verstanden, dass ich mit ihr fühle und einfach nur verdammt hilflos bin.

Sie wartet jetzt im Moment einfach nur darauf, dass der Tierarzt zurückruft und sie kommen kann. Oder – ganz im Hinterkopf – darauf, dass sich ihre Mutter meldet. Das hieße dann aber, dass sie ihn nie mehr lebend wieder sehen wird.

Fürchterlich, ganz fürchterlich.

 Oktober 7th, 2011  
 Dompteuse  
 Dompteuse inside, Fähnlein Pieselschwein, Lieblingskollegin  
   
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03
Aug

Relax!

Auch wenn mein Urlaub vorbei ist, die Stimmung hält! Bisher sagenhaftes Wetter und unglaubliche Verfressenheit hat dazu geführt, dass ich praktisch in Biergärten wohne, mittags mit der Lieblingskollegin, abends mit dem Waschbären. Und weil das Büro dank Schulferien so gut wie ausgestorben ist, sind die verbliebenen Kollegen auch ganz relaxed.

Nur wenn ich noch einmal einen Wetterbericht à la “es wird regnerisch. Aber das Gute daran ist, es bleibt warm” höre, werde ich zum Sender-Stalker.

12
Jul

Kurz vor Irrsinn

Ganz Deutschland liegt momentan an einem Baggersse, sitzt in einem Eiscafé oder chillt im Schatten. Ganz Deutschland? Nein! Eine Dompteuse und ihre Lieblingskollegin halten sich wacker aufrecht und schwitzen im muffigen Büro.

Und weil das Wetter langsam das Hirn schmilzt, rutscht das Niveau. Gerade haben wir im deuschlandweiten Telefonbuch sowohl Johnny Depp als auch den Clooneys Schorsch* gefunden.

Und wir können uns gerade nur ganz, ganz mühsam davon abhalten, die irre kichernd anzurufen und dann aufgeregt loszukreischen, bevor wir dann auflegen.

* gibt das wohl den Gerüchten betreffend seiner sexuellen Orientierung Auftrieb, dass der ausgerechnet in Köln wohnt?

Dafür behalte ich meine Überlegungen zu menschlicher Körperbehaarung und deren evolutionärem Sinn erst Mal für mich.